Braverman Test: Neurotransmitter verstehen und interpretieren
Im Bereich der Leistungsoptimierung durch Training, Ernährung und Regeneration ist es essenziell, die individuellen körperlichen und mentalen Unterschiede von Athlet:innen zu verstehen und gezielt darauf einzugehen. Der Braverman-Test stellt eine wissenschaftlich fundierte Methode dar, um neurochemische Profile zu erfassen und so eine personalisierte Anpassung der Trainings- und Erholungsstrategien zu ermöglichen.
Ein suboptimaler Neurotransmitter-Spiegel betrifft laut Schätzungen die Mehrheit der Bevölkerung, was größtenteils auf unseren modernen Lebensstil zurückzuführen ist. Zu den Hauptfaktoren, die zu einer Erschöpfung der Neurotransmitter führen, zählen:
- Chronischer Stress
- Ungesunde Ernährung
- Umweltgifte
- Medikamente (verschreibungspflichtige und Freizeitdrogen)
- Alkohol
- Nikotin
- Koffein
Diese Einflüsse verdeutlichen, wie wichtig es ist, präventive Maßnahmen zu ergreifen. In meinem Performance Coaching erarbeite ich mit meinen Kund:innen gezielt Anpassungen in folgenden Bereichen, um deren Wohlbefinden zu fördern:
- Ernährung
- Stressmanagement
- Regeneration
So können sowohl die körperliche als auch die geistige Leistungsfähigkeit langfristig aufrechterhalten werden.
Durch die gezielte Analyse der vier Hauptneurotransmitter – Dopamin, Acetylcholin, GABA und Serotonin – bietet der Braverman-Test ein tiefes Verständnis für die individuellen neurochemischen Bedürfnisse. Während der Braverman-Test primär auf die Neurotransmitter-Balance abzielt, gibt die 13-Punkte Hautfaltenmessung, eher Rückschlüsse über die hormonellen Prozesse.
Diese Informationen sind von großem Nutzen, um Trainings-, Ernährungs- und Erholungsstrategien gezielt anzupassen und sowohl die Leistungsfähigkeit als auch das allgemeine Wohlbefinden zu maximieren. Meine Einführung schafft eine fundierte Basis für ein tiefgehendes Verständnis des Braverman-Tests und dessen Bedeutung bei der Empfehlung optimaler Maßnahmen in den Bereichen Training, Ernährung und Regeneration.
Du hast den Braverman-Test bereits gemacht, bist Kunde bei mir oder möchtest nur Deinen Status Quo aktualisieren?
Hier findest Du die kurze Variante für die Neurotransmitter-Mangel.
Hintergrund zum Braverman Assessment: Nutzung und Anwendbarkeit
Das Braverman Assessment ist ein Neurotransmittertest zur Bestimmung Deiner neurochemischen Zusammensetzung. Genau genommen ist er eine Art “Persönlichkeitstest”, da diese mit der Neurochemie korreliert. Interessanterweise haben viele Persönlichkeitsprofile und -tests 4 Metriken zur Bewertung, beispielsweise nach Carl Jung (2×4) oder nach Myers-Briggs (4×4). Diese Überschneidung der Neurotransmitterprofile mit Persönlichkeiten bestätigen auch viele meiner Athlet:innen.
Aufgrund der Breite der Aussagefähigkeit wende ich den Braverman Test nicht nur zur verbesserten Trainingsausgestaltung von Kund:innen an, sondern auf das komplette Personal Training. Insbesondere die ermittelten Defizite lassen Rückschlüsse auf Dein Energielevel und Deinen Schlaf. Da Energie und Schlaf grundsätzlich Deine Ernährung beeinflussen, sind sie auch maßgeblich für die Gestaltung Deines Trainings und Lifestyles wichtig.
Wie der Neurotransmitter-Test aufgebaut ist
Der Braverman Test stammt ursprünglich aus dem Buch „The Edge Effect“ von Dr. Eric R. Braverman. Der Test ermöglicht es, Dein neurochemisches Profil zu ermitteln.
Der Test besteht auf zwei Bereichen mit je vier Themenblöcken. Im ersten Teil wird Deine neurochemische Dominanz bestimmt (”wie funktioniere ich grundsätzlich”), also jene Neurotransmitter, die in Deinem Gehirn vorherrschend sind. Der zweite Teil untersucht, ob ein Mangel an bestimmten Neurotransmittern vorliegt, also sozusagen der aktuelle neurochemische Status Quo (”wie ist mein aktueller Status”).
Jeder Block wird durch 15-20 Ja/Nein-Fragen abgefragt und konzentriert sich auf die vier zentralen Neurotransmitter:
- Dopamin,
- Acetylcholin,
- GABA und
- Serotonin.
Neurotransmitter messen – Labortest vs. Fragebogen
Labortests messen oft Abbau- oder Nebenprodukte: Des Neurotransmitterstoffwechsels in Blut, Urin oder Speichel, die jedoch nicht immer die tatsächliche Neurotransmitteraktivität im Gehirn widerspiegeln. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen den Neurotransmitterwerten im Urin und den Konzentrationen im Gehirn gibt.
Produktion von Neurotransmittern außerhalb des Gehirns: Eine Vielzahl von Neurotransmittern wird auch in anderen Teilen des Körpers gebildet. Beispielsweise wird 90 % des Serotonins im Darm produziert. Zudem synthetisieren Bakterien im Darm bis zu 30 weitere Neurotransmitter.
Halbwertszeit von Neurotransmittern: Diese kann extrem kurz sein, von nur wenigen Minuten bis zu Bruchteilen einer Sekunde. Dies macht eine präzise Messung im Labor schwierig.
Labortests und Neurotransmitter-Rezeptoren: Standardisierte Labortests berücksichtigen nicht mögliche Defizite an Neurotransmitter-Rezeptoren, obwohl dies ein relevanter Faktor für das Funktionieren des Nervensystems ist.
Fazit:
Die beste Methode, um den Fortschritt zu beurteilen, besteht darin, Symptome zu beobachten und deren Entwicklung zu verfolgen. So lässt sich der Erfolg von Protokollen basierend auf Symptomveränderungen messen.
Die Symptombeurteilung ist die Alternative! Dr. Eric Braverman und Dr. Datis Kharrazian betonen, dass der beste Weg zur Beurteilung von Neurotransmitterdefiziten die Symptombeurteilung ist. Symptome können typischen Neurotransmitter-Leveln und -Defiziten zugeordnet werden, auch ohne Labortests.
Ein Fragebogen, der Funktionen und Fähigkeiten durch Neurotransmitter behandelt, ist:
- Aktuell
- Individuell
- Präzise
- Einfach wiederholbar
💡 Hinweise zum Test:
Ich nutze in meinem Performance Coaching den Braverman-Test auf Basis von Wolfgang Unsölds Übersetzung aus dem YPSI. Plane für die Durchführung des Tests etwa 20-30 Minuten ein, während derer Du ungestört bleiben solltest. Achte darauf, dass Du Dich zum Zeitpunkt der Beantwortung der Fragen in einem neutralen körperlichen und emotionalen Zustand befindest. Die Fragen sind mit „wahr“ oder „falsch“ zu beantworten. Es gibt dabei keine richtigen oder falschen Antworten. Lass Dich von Deinem ersten Eindruck leiten und vermeide es, lange über die Fragen nachzudenken oder zu überlegen, welche Antwort als die „richtige“ gelten könnte.
Auswertung des Braverman Tests: Warum er eine Rolle für’s Training spielt
Neurochemie hat einen Einfluss auf Dein Nervensystem, und da Krafttraining allgemein eine neuromuskuläre Angelegenheit ist, hilft der Braverman Test bei der Einordnung der Athlet:innen.
Aus trainingstechnischer Sicht reguliert die Neurochemie
- wie wir Trainingsintensität benötigen oder tolerieren,
- wie wir Variation benötigen oder tolerieren und
- wie wir Volumen benötigen oder tolerieren.
Manche Athleten kommen mit gewissen Übungen besser zurecht als andere, manche mögen eher hohes Gewicht und weniger Sätze, andere wiederum mehr Volumen. Einige Bravermen Auswertungs-Beispiele:
- Dopamin-Dominanz: Menschem mit einer Dopamin-Dominanz neigen zu einem starken Bedürfnis nach Abwechslung und bevorzugen eher schwere Gewichten oder hohe Intensität (z.B.: Zwei Einheiten pro Tag, Gewichtheberübungen, hohe Trainingsfrequenz, Explosiv und Maximalkraft).
- GABA-Dominanz: GABA-dominante Athleten bevorzugen eher ein moderates Trainingsvolumen mit kleinerer Satzzahl, Intensität und WIederholungen (z.B.: 5×5, DCRP oder ein 5,3,1 Waveloading und eine geringere Trainingsfrequenz).
Braverman Test Auswertung und Interpretation
Der Test resultiert in 8 verschiedenen Werten, 4 pro Neurotransmitter, einmal für die Dominanz und einmal für das Defizit.
Der Dominanz-Wert, der am höchsten ist, entspricht Deinem primären Neurotransmitter-Typ. Werte über 40 deuten hier auf eine starke Ausprägung hin.
Zur Einstufung der Defizite, für deren Ausgleich in meiner Arbeit Interventionen in Lebensstil, Ernährung und der gezielten Gabe von Nährstoffen durch Nahrungsergänzungsmittel genutzt werden, gelten folgende Richtwerte:
- leichte Mängel zwischen 0 bis 5 Punkte
- Verbesserungsbedürftige Defizit ab 5 Punkte
- Stark verbesserungsbedürftige Defizit mehr als 15 Punkte
Interpretation von Neurotransmitter Dominanzen
Anhand dieser Kategorien siehst Du Dein allgemeines Neurotransmitterprofil. Hier einige Richtlinien zur Anpassung Deines Trainings anhand des Resultats. Das empfiehlt sich erst, wenn die Defizite behoben sind!!!
Ausprägung / Dominanz | Merkmale | Empfehlung Training |
---|---|---|
Dopamin | Hohe Antrieb durch Erfolgserlebnisse Hohe Motivation, Drive & Enthusiasmus Sucht nach Neuem und Herausforderungen Schnelle Lernfähigkeit | Hohe Intensität Niedrige Wiederholungen Viele Sätze pro Übung Bsp: Wave-Loading. 12 Sätze. LH Kniebeuge 3,2,1,3,2,1,3,2,1,3,2,1 Wdh. |
Acetylcholin | Hohe Antrieb durch Bewegungserlebnisse Bewegungsbegeister Mensch Gute Hand-Eye-Coordination Gute motorische Geschicklichkeit und Reaktionsfähigkeit Leicht anpassungsfähig | Wechselnde Intensitäten Breites Spektrum an Wiederholungen Breites Spektrum an Sätzen pro Training (Deload) Bsp: 100-80-50 Delaod über 3 Einheiten. Dipps 8 Sätze – 7 Sätze – 5 Sätze für 6 Wdh. |
GABA | Hoher Antrieb durch Wissen und Verstehen Natürliche Ruhe und Entspannung Gute Stressbewältigung Teamplayer Ausgeglichenes Temperament | Moderate Intensität Moderate Wiederholungen Moderate Sätze pro Training Bsp: 5 x 5 Schema LH Bankdrücken 5 Sätze a 5 Wdh. |
Serotonin | Hoher Antrieb durch Wohlbefinden Stabilie Stimmung Emotionale Resilienz | Niedrige Intensität Höhere Wiederholungen Viele Sätze pro Training Bsp: 6-12-25 Schema Leg Curl 5 Wdh. – 45° Backextension 12 Wdh. – 90° Backextension 25 Wdh. für 3-4 Sätze |
Interpretation von Neurotransmitter Defiziten
Im zweiten Teil des Tests zeigt sich Deine aktuelle Situation mit Blick auf Defizite bei den Neurotransmittern. Während die Dominanzen Deine grundlegenden Veranlagungen aufzeigen, dient der zweite Teil zur Analyse des Status Quo und um aktuelle Schwächen und Probleme ausmerzen zu können.
Die Reduzierung dieser Defizite – von GABA-Defizit über Serotonin- oder Dopaminmangel – gestaltet sich dabei unterschiedlich und kann von Lifestyle über Ernährungsanpassung bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln reichen. Zur Erläuterung gebe ich nun ein paar allgemeine Angebote, die Du testen kannst. Eine individuelle und situative Anpassung ist im 1-zu-1 Coaching möglich und wir basierend auf sich wiederholenden Messungen alle 3-4 Wochen angepasst bis das Defizit reduziert ist, danach werden die Dominanzen gefordert.
Mangel / Defizit | Merkmale | Mögliche Handlungen |
---|---|---|
Dopamin | Antriebslosigkeit Lustlosigkeit Depressive Stimmung | Fettabbau und Gewichtsverlust Bewegung, Berührung, Musik und soziale Kontakte Belohnungssystem aktivieren – Neues lernen, Tagesziele |
Acethylcholin | Vergesslich Konzentrationsschwäche Koordinationsschwäche | Cholinhaltig essen (Eier, fetthaltige tierische Lebensmittel) Medikamente beginnend „Ant, Anti“ reduzieren (Anticholinerigika) Alpha-GPC oder Citicolin (Nahrungsergänzung) |
GABA | Unruhe und Unausgeglichenheit Sich zerstreut und unorganisiert fühlen Muskel-Verspannungen | Meditation und Yoga Waldbaden – Spaziergänge im Wald Akupunktur und Vagusnerv-Massage |
Serotonin | Depression Tinnitus Heißhunger auf Kohlenhydrate | Kohlenhydrate zum Abendessen/Dessert Bildschirmzeit verringern und in die Sonne gehen Sozial aktiv sein, spielen und kreativ werden |
Das größte Missverständnis des Braverman Tests
Das größte Missverständnis der Anwendung von Neurotransmittertests ist in meinen Augen der Zeitpunkt, ab wann es notwendig oder sinnvoll ist, das Training auf Basis der Ergebnisse zu adaptieren.
Ich nutze den Braverman Test eher bei fortgeschrittenen Athlet:innen, wenn Fortschritte nicht mehr durch reines “mehr Training” zu erzielen sind. Eine Erläuterung:
Zu Beginn des Kraftsports trainiert jeder das Gleiche. Ausführung und Bewegungsmuster, fundamentaler Kraftaufbau, Kondition – diese Voraussetzungen müssen für alle Athlet:innen gegeben sein, damit sie überhaupt in die nächste Stufe kommen. Ich vergleiche dies mit der Schule, wo bis zur 6. oder 10. Klasse fast jeder das gleiche lernt. Ab der Oberstufe oder der Universität nimmt die Spezifizierung zu, die für jeder Person zugeschnitten werden muss, um optimale Fortschritte zu erzielen. Ähnlich gilt es für das Krafttraining.
Je fortgeschrittener Du bist, desto relevanter ist ein neurotransmitterbasiertes Training und desto höher ist der potenzielle Fortschritt, den Du dadurch machen kannst. Zu identifizieren, was in einem fortgeschrittenen Zustand notwendig ist in Punkto Intensität, Volumen und Variabilität ist der entscheidende Punkt um zuverlässige Fortschritte zu erzielen.
Neurotransmitter Test nach Braverman: Jetzt kostenlos online machen
Hier kannst Du den Neurotransmitter kostenlos online ausführen. Du solltest dafür ca. 15 – 30 Minuten Zeit nehmen. Die Ergebnisse sind absolut anonym und werden von mir nicht eingesehen oder gespeichert. Am Ende des Tests bekommst Du eine eine kostenlose Auswertung mit einigen Hinweisen.
Wenn Du eine individuelle Analyse möchtest, kannst Du mir die Ergebnisse gerne auch per Mail für eine Konsultation zukommen lassen. Viel Spaß beim Test!